23. Oktober 2025 – 89.0 RTL
Nach der Zeitumstellung am 26. Oktober erhöht sich das Risiko für Wildunfälle drastisch. So schützt ihr euch und reagiert im Ernstfall richtig.
Wenn am 26. Oktober die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, beginnt für euch als Autofahrerinnen und Autofahrer eine besonders gefährliche Phase. Die Winterzeit bringt nicht nur müde Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf die Straßen – sie verwandelt den Berufsverkehr in eine Hochrisikozeit für Wildunfälle. Rehe, Wildschweine und Hirsche werden plötzlich zu unberechenbaren Gefahren auf deutschen Straßen.
Warum die Zeitumstellung zum Risiko wird
Die Zeitumstellung verschiebt euren Berufsverkehr direkt in die Dämmerung – genau dann, wenn Wildtiere am aktivsten sind. Zwischen 6 und 9 Uhr morgens sowie ab 17 Uhr abends steigt das Unfallrisiko sprunghaft an, wie Auswertungen des Deutschen Jagdverbands (DJV) und des ADAC Hessen-Thüringen zeigen.
Hinzu kommt: Viele von euch kämpfen nach der Zeitumstellung mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. Diese Mischung aus unaufmerksamen Fahrerinnen und Fahrern und aktiven Wildtieren macht die Wochen nach der Uhrenumstellung besonders gefährlich.
Wenn Hunger und Paarungsdrang zusammentreffen
Jetzt im Herbst sind Wildtiere in doppelter Mission unterwegs. Sie suchen intensiv nach Nahrung, um sich Winterreserven anzufressen – und müssen dafür häufig Straßen queren. Gleichzeitig befinden sich Wildschweine und Damhirsche mitten in ihrer Paarungszeit. Das macht sie besonders aktiv und unberechenbar.
Besondere Vorsicht ist auf Strecken durch den Wald oder entlang von Wald-Feld-Kanten geboten. Zwar weisen Schilder auf Gefahrenstellen hin, doch längst nicht überall. Vorausschauendes Fahren mit angepasster Geschwindigkeit ist daher überlebenswichtig.
Tempo runter rettet Leben
Ein simpler Rechentrick zeigt, warum jedes km/h zählt: Wenn ihr statt 100 nur 80 km/h fahrt, verkürzt sich der Bremsweg bereits um etwa 25 Meter. Bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein bei Tempo 60 wirkt eine Wucht von dreieinhalb Tonnen – genug, um erhebliche Schäden anzurichten.
So reagiert ihr richtig bei Wildwechsel
Steht ein Tier am Straßenrand, heißt es: kontrolliert bremsen, Fernlicht ausschalten und hupen. Das Fernlicht blendet Wildtiere und macht sie orientierungslos, da ihre Augen deutlich lichtempfindlicher sind als eure. Das Hupen hingegen hilft ihnen, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten.
Wichtig: Wo ein Tier auftaucht, folgen oft weitere. Besonders Rehe, Hirsche und Wildschweine sind selten allein unterwegs. Rechnet also immer mit Nachzüglern.
Der gefährlichste Fehler: Ausweichen
Lässt sich ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, gilt eine eiserne Regel: Nicht ausweichen! Haltet das Lenkrad fest und bremst voll. Ein unkontrolliertes Ausweichmanöver endet häufig am Baum oder im Gegenverkehr – mit oft tödlichen Folgen.
Die Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung bestätigt: Schwere Wildunfälle passieren hauptsächlich durch falsche Reaktionen. Fahrerinnen und Fahrer, die versuchen auszuweichen, werden durch Überschlag oder Aufprall auf Hindernisse schwer verletzt. Motorradfahrerinnen und -fahrer haben es besonders schwer, da sie kaum ausweichen können und meist mit dem Tier kollidieren.
Nach dem Unfall: So handelt ihr richtig
Wenn es zum Zusammenstoß gekommen ist, bewahrt Ruhe und geht systematisch vor:
- Sichert die Unfallstelle mit Warnblinker, Warnweste und Warndreieck. Bei verletzten Menschen wählt sofort den Notruf 112.
- Fasst tote Tiere nicht an und haltet Abstand zu lebenden. Schwer verletzte Tiere erleiden Todesangst und können für euch gefährlich werden.
- Entfernt angefahrenes Wild niemals vom Unfallort – sonst droht eine Anzeige wegen Wilderei.
- Meldet jeden Wildunfall unverzüglich der Polizei (110), auch wenn das Tier geflüchtet ist. Die Polizei informiert den zuständigen Jäger, der das verletzte Tier mit speziell ausgebildeten Hunden suchen und erlösen kann.
- Lasst euch eine Wildunfallbescheinigung von Polizei oder Jagdpächter ausstellen. Diese benötigt ihr für eure Teil- oder Vollkaskoversicherung, die den Schaden in der Regel übernimmt.
Häufig gestellte Fragen zum Thema
Warum sind gerade die Wochen nach der Zeitumstellung so gefährlich?
Die Zeitumstellung verschiebt euren Berufsverkehr direkt in die Dämmerungsphasen – genau dann, wenn Rehe, Wildschweine und Hirsche am aktivsten sind. Morgens zwischen 6 und 9 Uhr sowie abends ab 17 Uhr steigt das Risiko für Wildunfälle dramatisch. Hinzu kommt, dass viele Autofahrerinnen und Autofahrer nach der Zeitumstellung mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen kämpfen, was die Reaktionszeit zusätzlich verlängert.
Was mache ich, wenn ein Tier direkt vor mir auf die Straße springt?
Bleibt ruhig und weicht auf keinen Fall unkontrolliert aus! Haltet das Lenkrad fest, tretet voll auf die Bremse und bleibt in der Spur. Ein Ausweichmanöver endet häufig am Baum oder im Gegenverkehr und ist deutlich gefährlicher als die Kollision mit dem Tier selbst. Diese Regel kann Leben retten – auch wenn euer Instinkt etwas anderes sagt.
Übernimmt meine Versicherung den Schaden bei einem Wildunfall?
Eine Teil- oder Vollkaskoversicherung übernimmt in der Regel Schäden durch Wildunfälle. Wichtig ist, dass ihr den Unfall unverzüglich der Polizei meldet und euch eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lasst – entweder von der Polizei oder vom zuständigen Jagdpächter. Ohne diese Bescheinigung kann die Schadensregulierung schwierig werden.
Ihr könnt den Vorfall auch im Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de) melden – das hilft der Wissenschaft, Gefahrenstellen besser zu identifizieren.